Freitag, 28. Mai 2021

Besuch im Impfkrankenhaus

Gestern war ich im Krankenhaus, um mich impfen zu lassen. Angemeldet hatte ich mich über die staatliche Website des Gesundheitsministeriums. Den Termin erhielt ich vorher per SMS, den ich innerhalb dreier Tage wahrnehmen hätte können. Verimpft werden hier Sinopharm, in Indien hergestelltes AstraZeneca und demnächst soll Sputnik V selbst im Land produziert werden. Aller Voraussicht nach hätte ich wohl AstraZeneca bekommen.

 Das Krankenhaus selbst lag in einem Arbeiterviertel. Dementsprechend waren die hygienischen Standards nach deutschen Standards nicht so gut, wie es mir von anderen Krankenhäusern berichtet wurde. Mit etwa 50-60 Personen saß man enggedrängt in einem Innenhof, der durchaus gut belüftet war. Die Organisation schien mir aber durchaus angemessen und gut funktionierend, auch wenn ich natürlich immer mal wieder Hilfe von Umstehenden bei der Übersetzung benötigte. Insgesamt fand ich das Konzept in Ordnung, schließlich sind wir ja auch in Ägypten, aber die kleine Warteschlange im kleinen Flur am Ende der Prozedur hätte wohl nicht unbedingt sein müssen.

Insgesamt fand ich es spannend, mal zu sehen, wie das hier abläuft. Abgesehen davon, war der Trip aber recht erfolglos, da sie mir eine Spritze verweigert haben. Mit gutem Grund allerdings, ich hatte ja erst Mitte März meine Covid-Infektion. Für mich wollte ich das jetzt einfach hinter mich bringen und habe es dementsprechend einfach mal versucht. Ich denke aber, dass es für das Personal spricht, dass sie das ernst nehmen. 

Überrascht hat mich, dass wirklich viele Leute da waren, da ich ja schon häufiger von einer niedrigen Impfbereitschaft hörte. Aber klar, ein Besuch in einem lokalen Krankenhaus in einem Stadtteil mit sehr hohen Bevölkerungsdichte wird wohl die Wahrnehmung hier ein wenig verzerren. Positiv hervorzuheben ist, dass es hier anscheinend auch voran geht. Aber leider nur langsam.

Laut offiziellen Zahlen haben aber erst zwei Millionen eine Erstimpfung erhalten, das ist knapp ein Fünfzigstel der Bevölkerung. Andererseits müssen es hier schon so viele gehabt haben, dass die Herdenimmunität auch so hoffentlich bald erreicht wird.

Dienstag, 25. Mai 2021

Abkühlung

Seit ein paar Tagen schon ist es deutlich kühler geworden. Endlich nur noch 33-36 Grad. Da können manche Menschen auch ohne Klimaanlage wieder normal arbeiten; ich leider brauche sie leider. Aber es ist definitiv wieder erträglich. Jetzt kann ich verstehen, warum im Sommer sämtliche Bauarbeiten, auch nachts, hier eingestellt werden. 

Donnerstag, 13. Mai 2021

Kulinarisches (I): Koshary

Koshary ist ein traditionelles ägyptisches Gericht, das meist in Läden verkauft wird, die sonst nichts anderes anbieten. 
Eine Portion Koshary macht satt. Quelle: https://www.flickr.com/photos/h-bomb/4356577541

Grundsätzlich besteht es aus Nudeln, anderen Nuden, Linsen, Kichererbsen und oft noch Reis. Dazu gibt es eine Tomatensuace („Salsa“) und Röstzwiebeln; nach Wunsch noch Knoblauchöl oder eine scharfe Sauce, die eine Belastungsprobe für innere Organe ist. Insgesamt ist es also eine Kohlenhydratsbombe mit ein paar Ballaststoffen. 

Koshary ist DAS Arme-Leute-Essen schlechthin. Verkauft wird Koshary meist in Läden, die sonst nichts anbieten, außer vielleicht einen Salat und Getränke. Für kaum 50-70 Cent bekomme ich eine Portion, die für Stunden sättigt, selbst wenn ich nicht alles packe.

Ab und an kann ich mir eine Portion gerne mal gönnen, es ist auch wirklich essbar, aber so richtig lecker, im Sinne von „Heute habe ich mal wieder richtig Lust auf Koshary“, finde ich es dann auch nicht. 

 

Dienstag, 11. Mai 2021

"Was kannst du eigentlich?"

Da ich damit bald zwei Jahre hier gelebt haben werde, drängt sich doch dem ein oder anderen Leser folgende Frage auf: "Nun sag, wie hast du’s mit der Sprache? / Du bist ein herzlich guter Mann, / Allein ich glaub, du kannst nicht viel davon." Es überwältigt mich mit Scham, so tückische Leser zu haben, die hier Wissensdurst vortäuschen, nur um mich und meine wunden Punkte in die Öffentlichkeit zu zerren, um sie dort dem Gelächter der Menschheit auszusetzen.

Nein, nicht Du, der diese Zeilen gerade jetzt liest, Du bist ehrlich, gesittet, wohlerzogen, kurz: langweilig und reizlos und von daher ein Leser, wie man ihn sich nur wünschen kann. Nein, du belästigst mich ja auch nicht mit solch impertinenten Fragen nach meinen Sprachkenntnissen, eine solche Frechheit erlaubt deine Erziehung ja auch gar nicht; diesen anderen Lesern dagegen wünsche ich, dass sie alle ihren Hausschlüssel verlegen und mindestens zehn Minuten verzweifelt danach suchen, ja, vielleicht sogar elf Minuten lang, während sie es eigentlich völlig eilig haben! Das soll ihnen mal eine Lehre sein, dass man nicht im Privatleben anderer Menschen herumschnüffelt! 

In der Tat berührt mich das Thema ein wenig unangenehm. Mein ursprünglicher Plan war es, innerhalb von wenigen Wochen die Sprache so gut zu beherrschen, dass ich mich vorstellen kann und in einfachen Situationen meine Wünsche ausdrücken kann, also im Taxi, Restaurant und so weiter. Das entspräche ungefähr Niveau A1. Anschließend hätte ich im folgenden halben Jahr Niveau A2 erreicht und im zweiten Schuljahr wenigstens B1 erreicht, womit ich schon durchaus komplexere Gespräche hätte führen können. Und spätestens in meinem dritten Jahr wäre ich - meiner Vorstellung nach - von einem Muttersprachler nicht mehr zu unterscheiden gewesen. Und wie so oft gilt: Der Mensch macht Pläne, und Gott lacht. 

Optisch ist der gute Mann nicht mehr von
einem Ägypter zu unterscheiden.
Aber was passiert, wenn er den Mund aufmacht?
 (Foto aus asch-Schalatin)

Zu meiner Verteidigung kann ich aber zwei limitierende Faktoren vorbringen, die ich in meiner ursprünglichen Rechnung nicht einkalkuliert hatte: Fehlende Sprechsituationen sowie Zeit und Kraft.

Insgesamt gibt es gar nicht so viele Situationen, in denen ich Ägyptisch-Arabisch unbedingt brauche. In der Schule spreche ich Deutsch, mit den Eltern auf Deutsch oder Englisch, mit ägyptischen Freunden auch eher Englisch. Von daher sind die natürlichen Sprechsituationen bereits durch die Rahmenbedingungen limitiert. (In Frankreich hatte ich dagegen ein viel intensiveres Sprachbad, aber eben auch mehr Zeit, die Sprache zu lernen.)

Die Zeit und Kraft war der nächste limitierende Faktor. Im ersten halben Jahr lag ich abends immer platt auf der Couch, geschafft von Schule und dem neuen Umfeld, unwillentlich noch irgendeinen Finger zu rühren, geschweige denn einen Finger zu rühren. Und obwohl ich zweimal pro Woche Arabischstunden hatte, ging der Fortschritt nur mäßig weiter. 

Meinen Lehrer, Mahmoud, sympathischer Typ Anfang vierzig, verheiratet, drei Kinder, verführte ich auch häufig zu Gesprächen über Gesellschaft und Kultur, einerseits, weil es mich wirklich interessierte und interessiert, aber auch - wohl eher unbewusst -, um dieses schrecklich anstrengende Lernen ein wenig hinauszuzögern. Trotz meiner Schüchternheit gelang es mir, ihn ganze Stunden lang in ein Gespräch zu verwickeln. Klar, dabei habe ich auch viel gelernt, aber eben nicht das, wofür ich ihn eigentlich bezahlte. In der Hinsicht war es eine bereichernde Erfahrung, mal wieder die Schulbank zu drücken, um sich in die Rolle eines Schülers zu begeben, der grundsätzlich etwas lernen möchte, nur eben nicht jetzt. Auch war und ist es eine interessante Erfahrung mithilfe einer Fremdsprache, Englisch, eine weitere Fremdsprache, Ägyptisch-Arabisch, zu lernen. Insgesamt gelingt uns das aber ganz gut.

Mein Arabisch liegt folglich deutlich unter meinen ursprünglichen Erwartungen. In alltäglichen Situationen - Taxi, Restaurant, Supermarkt - kann ich mich durchaus mitteilen, sofern nicht etwas Ungewöhnliches auftritt. Langsam bin ich dabei, die Verben von Gegenwart und Zukunft zu lernen, so dass es mir immer häufiger möglich wird, auch korrekte und ganze Sätze zu bilden. Oft ist mein Vokabular dafür noch zu klein. Es geht also voran, aber in Trippelschritten. Wenn ich es jetzt noch schaffe Vokabeln zu lernen, na dann bin ich nicht mehr aufzuhalten. 

Montag, 10. Mai 2021

Es ist heiß

 Seit Tagen haben wir 40 Grad oder mehr. Gestern war es dazu durchgehend bewölkt - bei einer Regenwahrscheinlichkeit bekam mein Handy sogar drei kleine Regentropfen ab -, es war dementsprechend stickig. Trotz Klimaanlage schwitzt man nahezu ständig, es ist anstrengend und zieht viel Energie. Jetzt kannst du als deutscher Leser vielleicht einwenden und sagen: "Bevor du dich für Ägypten entschieden hast, war es dir da nicht bewusst, dass es in ariden Wüstenländern tendenziell eher warm bis furchtbar heiß wird? Hier in Deutschland war es die letzten Wochen kalt und verregnet, es gibt also gar keinen Grund dich zu beschweren." 

Also ehrlich, Klugscheißer mag niemand. Gut, das ist auch ein Grund, weswegen ich kaum Freunde habe und wenn nur für Geld. Jedenfalls gibt eine gewisse Schwelle, in der mehr Sonne und Wärme angenehm ist, ab einem bestimmten Zeitpunkt kippt es wieder. Ok, ich merke schon, meine Gedankenergüsse voller Weisheit ergötzen gerade niemanden. Was soll ich sagen?

Es ist halt einfach heiß.